zukunft-handwerk-rentas

Zukunft des Handwerks in der Industrie 4.0

Wer sich heute mit einem Handwerk selbständig macht, der sieht sich mit einer besonderen Aufgabe konfrontiert, die nicht immer leicht zu lösen scheint: Unsere Welt wird immer digitaler, Prozesse werden automatisiert und der Mensch scheint immer mehr Verwalter der Maschinen als Teil des Produktionsprozesses zu sein. Doch das muss nicht zwangsläufig ein Hindernis für einen erfolgreichen Handwerksbetrieb sein, wenn man betrachtet, was Arbeit überhaupt ist und was sie bedeutet und ausmacht. 

Versucht man Arbeit zu definieren, so wird man auf tausende Versuche stoßen, die alle einen anderen Ansatz oder ein anderes Ergebnis liefern, mit denen man arbeiten könnte. In diesem Artikel wird jedoch die Definition von Karl Marx näher betrachtet, die sich damit beschäftigt, was Arbeit überhaupt ist. 

„Der Gebrauch der Arbeitskraft ist die Arbeit selbst. Der Käufer der Arbeitskraft konsumiert sie, indem er ihren Verkäufer arbeiten lässt. […] Um seine Arbeit in Waren darzustellen, muss er sie vor allem in Gebrauchswerten darstellen, Sachen, die zur Befriedigung von Bedürfnissen irgendeiner Art dienen.“ (1)

Dies bedeutet, dass Arbeit immer davon abhängig ist, was der Arbeiter zu leisten vermag, da in diesem Moment seine Arbeit als Ware betrachtet wird, die er verkaufen muss, um selbst zum Konsum fähig zu sein, indem er sie in Geld umwandelt. Dabei muss weiterhin betrachtet werden, welche Materialien dem Arbeiter zur Verfügung stehen, also ob es Materialien sind, die natürlich vorkommen und in Reinform direkt aus der Natur kommen oder bereits einen Prozess menschlicher Verarbeitung durchlaufen haben. So wird gesagt, dass sobald ein Arbeitsprozess einigermaßen entwickelt sei, ab diesem Zeitpunkt immer bereits bearbeitete Materialien notwendig sein, um den Prozess fortsetzen zu können. (2)

Arbeit ist für Marx also ein Prozess der Wertschöpfung, in dem der Arbeiter seine Arbeitskraft in Waren umsetzt.

Wenn man sich die Geschichte des Handwerks von seiner Entstehung bis zum heutigen Zeitpunkt ansieht, so sieht man recht schnell, dass sich das Handwerk deutlich entwickelt hat. In vielen Fällen ist es zwar bekannterweise so, dass die meisten Arbeiten immer noch nach dem Prinzip der Aneignung funktionieren, welches besagt, dass sich der Mensch seiner Umgebung bedient, um sie sich zu Nutzen zu machen (3). Betrachtet man jedoch beispielsweise Berufe wie den Gas-Wasser Installateur, so wird deutlich, dass die zu reparierenden Gegenstände immer komplexer werden und somit immer mehr technisches Wissen und Hilfsmittel benötigt werden, die von anderen Arbeitern hergestellt werden. Blickt man auf die aktuelle gesellschaftliche Situation, so wird deutlich, dass zum jetzigen Zeitpunkt ein Fachkräftemangel herrscht, der darin resultiert, dass es zu langen Wartezeiten auf Handwerker kommt, die sich unter anderem mit dem aktuellen Bauboom, der durch niedrige Kreditzinsen noch angeregt wird, erklären lassen (4). Auch ist auffällig, dass immer weniger junge Leute eine Ausbildung im Handwerk beginnen wollen, wobei die Gründe für diese Entwicklung vielfältig sein können. Zum einen ist der bürokratische Aufwand für die Betriebe sehr hoch, zum anderen schätzen viele ausgelernte Arbeitnehmer mittlerweile die Möglichkeit, beruflich so flexibel zu sein, wie es eben nur Zeitarbeit ermöglicht und verzichten daher auf sichere und feste Anstellungsverhältnisse (5). So kommt es dazu, dass ein Großteil der Arbeitgeber zum heutigen Zeitpunkt keine Möglichkeit sieht, junge Leute so für das Handwerk zu begeistern, sodass die neuen Lehrlinge irgendwann die Betriebe übernehmen könnten (6).

Wenn man also zunächst das heutige Handwerk in Relation zu Marx´ Definition von Arbeit setzt, wird recht schnell klar, dass es noch einige Parallelen gibt, die sich unter keinen Umständen von der Hand weisen lassen. 

Betrachtet man beispielsweise den ersten Teil der Definition von Arbeit, bemerkt man, dass es sich lediglich darum handelt, dass Arbeit der Gebrauch von Arbeitskraft ist, der nicht näher definiert ist (7). Also kann man hier bereits die erste Brücke schlagen, indem man feststellt, dass im Handwerk Arbeit auch bedeutet, seine Arbeitskraft einzusetzen. Geht man dann weiter zum nächsten Teil, so wird die Definition hier ein wenig enger gesteckt, in dem gesagt wird, dass der Arbeiter ein Verkäufer seiner Arbeitskraft ist und diese somit zu einer Ware macht, die der Käufer, in diesem Fall der Arbeitgeber, konsumiert (8). Auch hier lässt sich eine Parallele zum heutigen Handwerk ziehen, da auch dort größtenteils Arbeitskraft, beziehungsweise technisches Wissen verkauft wird, die der Auftraggeber, also der Kunde, konsumiert und entsprechend vergütet, also kauft. Betrachtet man abschließend den letzten Teil der Definition, so wird deutlich, dass der Verkäufer, also der Arbeiter seine Arbeit nur in eine Ware umwandeln kann, wenn Sie irgendeine Art von Bedürfnis befriedigt (9). In den meisten Fällen befriedigen Handwerker sogar existenzielle Bedürfnisse, wie etwa fließendes Wasser, die Reparatur der Heizung oder das Schreinern von stabiler Einrichtung. Somit erfüllt das heutige Handwerk die ausgewählte Definition von Arbeit in voller Gänze.

Als Fazit hieraus lässt sich schließen, dass das Handwerk einen immens wichtigen Teil unserer heutigen Arbeits- und Konsumwelt darstellt und somit immer noch einen relevanten Teil der produzierenden Gesellschaftsschicht darstellt. So ist die händische Reparatur eines Tisches oder einer Gasanlage immer wertschöpfend und das Handwerk braucht sich keinesfalls vor seinem großen Bruder, der digitalisierten Industrie, zu verstecken und hat auch definitiv eine goldene Zukunft vor sich. 

Quellenangaben:

1 Marx, Karl: Das Kapital, 1.Band, 3.Auflage, Ullstein Verlag, 1969, Frankfurt am Main.

2 Ebenda.

3 Marx, K., 1984. Marx-Engels Begriffslexikon/ hrsg. von Konrad Lotter, Reinhard Meiners und Elmar Treptow. Bd. 273 Hrsg. München.

4 http://www.zeit.de/2018/09/handwerker-fachkraeftemangel-bauboom

5 Ebenda. 

6 Ebenda.

7 Marx, Karl: Das Kapital, 1.Band, 3.Auflage, Ullstein Verlag, 1969, Frankfurt am Main.

8 Ebenda.

9 Ebenda.